Gruppentherapie

Ich bin überzeugter Gruppentherapeut aus persönlicher Erfahrung und beabsichtige ab Mitte Januar dienstags von 8-9:40 Uhr eine Gruppe zusammen zu stellen.

Weil ich weiß, dass sehr viele Befürchtungen im Weg stehen können, möchte ich hier neben den Informationen im persönlichen Gespräch etwas zu den allgemeinen Rahmenbedingungen und dem groben Ablauf beschreiben. Darüber hinaus finden Sie weiter unten wichtige Ausführungen zu den wesentlichen Wirkfaktoren einer Gruppentherapie.

allgemeine rahmenbedingungen

Eine gruppentherapeutische Sitzung dauert 100 Minuten und besteht neben mir als Therapeuten aus 3-9 Teilnehmer:innen, wobei ich die Maximalzahl nie anstrebe, da ich 6-7 Teilnehmer:innen für eine gute und für alle Beteiligten befriedigende Größe halte.

In der Regel können Sie mit mindestens 60 Sitzungen rechnen. Dies bedeutet, dass sich eine Gruppentherapie aufgrund von Stundenausfällen - bspw. aufgrund von Krankheit oder Urlaub - durchaus über knapp zwei Jahre erstrecken kann. Jedoch ist es wichtig für Sie zu wissen, dass keine Pflicht besteht diese Dauer voll zu erfüllen. Eine frühere Beendigung ist möglich. Für den Gruppe und den Austretenden/die Austretende ist es hier aber wichtig, dass sich für den Abschiedsprozess 2-3 Gruppenstunden Zeit genommen wird.

Die Teilnehmer:innen sollten sich nicht zuvor irgendwie kennen bzw. in Beziehung stehen. Darüber hinaus besteht außerhalb der Gruppe eine zwingende Schweigepflicht. Beides sind unabdingbare Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Arbeiten.

Wirkfaktoren

In der Psychotherapieforschung haben sich folgende Faktoren als wirksam in Bezug auf eine positive Entwicklung für die Teilnehmer einer Gruppentherapie herausgestellt:

Hoffnung

Die Teilnehmer erzählen von ihren aktuellen und vergangenen Lebenssituationen und damit einhergehend in der Regel zwischenmenschlichen Schwierigkeiten. Anders als in der Beziehung zum Therapeuten werden die Erfahrungen von Gruppenteilnehmer:innen im Sinne einer ähnlichen Betroffenheit angenommen. Sie reagieren mit Berichten zu eigenen ähnlichen Themen. Da sie an einem anderen Punkt der Entwicklung im Umgang mit diesen stehen führt dies häufig dazu, dass Hoffnung auf eine zukünftig bessere Entwicklung gegeben und angenommen werden kann. Dies bildet auch die Grundlage dafür, dass Teilnehmer:innen motiviert werden ihr Verhalten zu überdenken und ihre innere Haltung und den zukünftigen Umgang mit zwischenmenschlichen Konflikten zu verändern. Dies stellt häufig den Ausgangspunkt für eine positive psychotherapeutische Entwicklung.

Sicherer emotionaler Ausdruck

Verschiedene Erlebnisse in ihrem Leben können dazu geführt haben, dass das Wahrnehmen oder der Ausdruck bestimmter, meist negativ erlebter Gefühle, nicht möglich wurde. Gefühlszustände werden manchmal nur als diffuse Anspannung- und/oder Erschöpfungszustände erlebt. Die Gruppe bietet durch die Vielzahl an Rückmeldungen auf eine Erzählung die Möglichkeit den emotionalen Raum für sich zu erweitern. Häufig ist auch dies ein Schlüssel für einen wesentlichen Entwicklungsschritt.

Erkenntnis von beziehungsbezogenem Einfluss

Ein Vorgang, der eine enorme Erkenntniskraft im gruppentherapeutischen Arbeiten besitzt, ist der nachfolgende Kreislauf, der sich idealerweise in jeder gruppentherapeutischen Stunde entwickelt. Letztlich zeigt jede Teilnehmerin/jeder Teilnehmer zwischenmenschliches Verhalten und Erleben, welches er über Jahre etabliert hat - häufig als Reaktion auf ein entsprechendes Umfeld in der Vergangenheit. Durch den Austausch über das eigene Verhalten und innere Erleben und das der anderen Teilnehmer:innen wird es im geschützten Rahmen der Gruppe möglich dies besser zu verstehen. Es kann ein umfassenderes Bewusstsein dafür entstehen, was bei einem Gegenüber an Gedanken, Gefühlen und letztlich auch Verhaltensweisen ausgelöst werden, welche gegen das Bedürfnis nach Nähe und Kontakt arbeiten. Hier schließt sich meist der Kreis mit der eigenen spezifischen Reaktion auf das Verhalten des Gegenübers. Das Ergebnis ist häufig eine innere und/oder äußere Distanz, die beispielsweise ein depressives oder ängstliches Erleben aufrechterhält. Dieser Kreislauf kann durch das Einüben von neuem Erleben und Verhalten auf der Grundlage von wiederholter Einsicht durchbrochen werden.

Zum Beispiel könnte ein von Depressionen betroffener Teilnehmer auf der Grundlage von - vielleicht auch nur emotional - abwesenden Eltern die innere Einstellung entwickelt habe, dass er prinzipiell uninteressant ist. Nun führen seine Erzählungen in der Gruppe zunächst zu einem interessierten Nachfragen. Der Teilnehmer wieder rum könnte zunehmend wortkarger antworten - vielleicht, weil er nicht die Worte für sein inneres Erleben findet oder er die damit einhergehenden unangenehmen Gefühle meiden möchte. Nehmen wir nun an, dass die anderen Gruppenteilnehmer seinen Rückzug zunächst als Schutzverhalten interpretieren und in der Folge nicht weiter nachfragen. Hier wird die Erwartung des Teilnehmers im Verhalten der anderen nun scheinbar bestätigt. Entgegen der bisherigen Abläufe außerhalb der Gruppe kann dieser Vorgang aber zur Sprache gebracht werden und die Beteiligten legen ihre Gedanken, Gefühle oder Impulse offen. Die wechselseitigen Einsichten versetzen alle Beteiligten in die Lage in der nächsten Erzählsituation durch ein nun verbessertes Einfühlungsvermögen (Empathie) anders miteinander umzugehen. Die Situation hat sich verändert und verändert sich weiter.

Soziales Lernen

Zu jedem Zeitpunkt bietet das Sprechen in der Gruppe die Möglichkeit neue Erfahrungen zu machen und Erlebnis- sowie Verhaltensweisen zu lernen. Wie im oben angeführten Beispiel können Befürchtungen und Annahmen in Bezug auf andere relativiert werden. Diese erfahrungsbasierten grundsätzlichen Annahmen und daraus folgenden Verhaltensweisen, die meist auf vergangenen Erfahrungen beruhen, sind im Hier und Jetzt nicht mehr stimmig (maladaptiv), können unerwünschte zwischenmenschliche Distanz verursachen bzw. aufrechterhalten und stehen einem zufrieden stellendem und ausgeglicherem Leben im Weg. Die reine, einmalige Erkenntnis davon reicht in aller Regel nicht aus um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen. Letztere folgt erst den im Verlauf einer längeren Therapie vielfach stattfindenden Wiederholungen.